Die Strafkolonie Nr. 26 in der Region Wolgograd, die für ihre brutale Behandlung von Insassen berüchtigt ist, steht erneut im Fokus der Aufmerksamkeit. Berichten zufolge zwingt die Lagerverwaltung tadschikische Gefangene, Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium zu unterzeichnen, um sie in den Krieg gegen die Ukraine zu schicken.
Zwang unter Androhung von Strafen
Ein tadschikischer Häftling, dessen Identität aus Sicherheitsgründen nicht preisgegeben wird, konnte eine Sprachnachricht an Menschenrechtsaktivisten übermitteln. Darin schildert er, dass er die Unterzeichnung des Vertrages verweigerte und daraufhin in eine Strafzelle (SHIZO) gesteckt wurde.
„Tadschiken werden hier massiv unter Druck gesetzt. Sie verlangen, dass wir Verträge unterschreiben, drohen mit Isolationshaft und verschlechterten Bedingungen. Ich habe mich geweigert zu unterschreiben, und sie haben mich sofort in die Strafzelle gesteckt“, sagte der Häftling.
Der Menschenrechtsaktivist Karimjon Yorov bestätigte diese Informationen und erklärte, dass die Insassen unter unmenschlichen Bedingungen gehalten würden: „In der SHIZO bekommen sie nur einmal täglich Essen, sie stehen von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends unter ständigem Licht.“
Von der Armee zu den Gefängnissen: Systematischer Druck
Früher wurde die Rekrutierung direkt über das Verteidigungsministerium organisiert. Jetzt, so berichten Menschenrechtler, erfolgt die Zwangsrekrutierung über die Gefängnisverwaltungen selbst. Es wird vermutet, dass es regionale Quoten gibt, wie viele Gefangene zum Krieg geschickt werden sollen.
„Früher war das Verteidigungsministerium direkt involviert, jetzt sind es die Lagerleiter. Vielleicht für Geld, vielleicht auf Anweisung der Gouverneure oder der Gefängnisbehörde FSIN“, sagt Yorov.
Wie viele tadschikische Bürger wurden an die Front geschickt?
Laut offiziellen Angaben der tadschikischen Behörden wurden im Jahr 2023 mindestens 100 Fälle bestätigt, bei denen tadschikische Gefangene aus russischen Gefängnissen in den Krieg geschickt wurden. Neuere Zahlen sind bislang nicht veröffentlicht worden.
Forderungen der Menschenrechtler
Die Buzurgmehr-Stiftung und andere Organisationen fordern:
- das sofortige Ende der Zwangsrekrutierungen;
- die Zulassung unabhängiger Beobachter zur Kontrolle der Haftbedingungen in der Strafkolonie Nr. 26;
- unverzüglichen konsularischen Zugang für tadschikische Vertreter.
Bislang liegt keine offizielle Reaktion der russischen Behörden vor.
TajNews wird die Entwicklung der Situation weiterhin beobachten.