Der Vorsitzende des Bürgerkomitees zum Schutz politischer Geiseln und Gefangener, Abdusattor Boboev, hat Zweifel an der offiziellen Darstellung der tadschikischen Behörden geäußert, wonach der inhaftierte Saidazam Rahmonov Selbstmord begangen haben soll.
In einem Interview mit dem Sender Current Time (Настоящее Время) erklärte Boboev, dass die Umstände in den Haftanstalten und die Art der Verletzungen, die Rahmonov erlitten hatte, eine Selbsttötung nahezu ausschließen.
Wer war Saidazam Rahmonov?
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und Medien lebte Saidazam Rahmonov mehrere Jahre in Deutschland, wo er Asyl beantragte. Er war mit einer deutschen Staatsbürgerin verheiratet und kehrte Anfang Oktober 2025 nach Tadschikistan zurück.
Am 6. Oktober 2025 wurde er am Flughafen von Duschanbe bei dem Versuch, das Land zu verlassen, von Sicherheitskräften festgenommen.
Nur eine Woche später, am 13. Oktober, wurde seine Leiche an die Familie übergeben.
Verletzungen und Zweifel an der Suizidversion
Familienangehörige berichteten gegenüber Azattyq (Radio Free Europe), dass Rahmonovs Körper deutliche Spuren von Misshandlungen aufwies – darunter eine gebrochene Bein, zahlreiche Blutergüsse und Brandwunden, die möglicherweise von Elektroschocks stammen könnten.
Der Familie wurde untersagt, den Leichnam zu fotografieren. Die Behörden erklärten den Tod als „Suizid“.
Laut Boboev ist dies kaum glaubwürdig, da Häftlinge in tadschikischen Gefängnissen ständig überwacht werden und keinen Zugang zu gefährlichen Gegenständen haben, mit denen sie sich selbst verletzen könnten.
„Wie kann ein Gefangener Selbstmord begehen, wenn er unter ständiger Kontrolle steht? Woher kommen dann die Brüche und Brandspuren?“ — fragte Boboev im Interview mit Current Time.
Quelle: Current Time
Forderung nach internationaler Untersuchung
Die Organisation Freedom of Eurasia sowie Vertreter der tadschikischen Diaspora im Ausland fordern eine unabhängige internationale Untersuchung der Todesumstände von Saidazam Rahmonov.
In einer Erklärung betonte die Organisation, dass ähnliche Fälle in Tadschikistan keine Seltenheit seien und auf systematische Folter und Menschenrechtsverletzungen in Haftanstalten hinweisen.
„Wir fordern Transparenz und den Zugang unabhängiger Experten. Solange die Behörden Details verbergen, kann man der offiziellen Version nicht glauben“, heißt es in der Stellungnahme von Freedom of Eurasia.
Quelle: Azattyq / Radio Free Europe
Keine Reaktion der Behörden
Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gab es keine offiziellen Kommentare seitens der Generalstaatsanwaltschaft oder des Innenministeriums Tadschikistans.
Es ist unklar, ob eine interne Untersuchung oder eine gerichtsmedizinische Obduktion eingeleitet wurde.
Hintergrund
Der Tod von Saidazam Rahmonov hat in der tadschikischen Exilgemeinschaft und bei internationalen Menschenrechtsorganisationen Empörung ausgelöst.
Es ist nicht der erste Fall eines Todes in Haft unter ungeklärten Umständen in Tadschikistan.
Internationale Organisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International kritisieren seit Jahren Folter, Misshandlungen und fehlende Rechtsstaatlichkeit in tadschikischen Gefängnissen.
Quellen:
- Current Time – Interview mit Abdusattor Boboev
- Azattyq / Radio Free Europe – Bericht über Freedom of Eurasia
- Current Time – Boboev glaubt nicht an offizielle Version
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