Saidazam Rahmonov, ein 29-jähriger Tadschike, der in den letzten Jahren in Hamburg lebte, wurde am 6. Oktober 2024 im internationalen Flughafen Duschanbe von Mitarbeitern des tadschikischen Staatssicherheitsdienstes festgenommen und nach einer Woche in Folge brutaler Folter getötet. Anschließend wurde er heimlich und ohne Anwesenheit seiner Familie beerdigt.
Rahmonov war nach Tadschikistan gereist, um Dokumente für den Familiennachzug zu seiner Ehefrau in Deutschland fertigzustellen. Am 6. Oktober wollte er nach Moskau fliegen. Laut einem Gesprächspartner von TajNews soll Rahmonov 100.000 US-Dollar aus Deutschland für einen tadschikischen Geschäftspartner mitgebracht haben, die er im Flughafen übergeben wollte.
Er betrat den Abflugbereich mit seinem Ticket, doch mehrere Zivilpersonen, die sich als Sicherheitsbeamte ausgaben, traten an ihn heran, zeigten ihre Ausweise und führten ihn abseits. Ein Zeuge, der Rahmonov zum Flughafen begleitet hatte, berichtet:
„Ich sah, wie sie ihre Ausweise zeigten. Ich wusste sofort, dass es Beamte des Geheimdienstes waren. Sie nahmen Saidazam mit – danach war sein Telefon sofort aus. Er war verschwunden.“
Der Zeuge erklärt weiter:
„Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass sie ihn wegen der 100.000 Dollar entführt haben. Saidazam kannte diese Leute nicht. Sie wollten wissen, wo das Geld ist und wem er es gegeben hat.“
Verschwinden, Geheimhaft und Folter
Kurz nach seinem Verschwinden durchsuchten Sicherheitsbeamte ohne richterliche Anordnung die Wohnungen seiner Verwandten und Freunde. Ein Verwandter wurde festgenommen und bis spät in die Nacht geschlagen und gefoltert, um Informationen über einen Freund Rahmonovs namens Muhammad zu erhalten.
Offiziell wurde Rahmonov laut Quellen zunächst wegen seines kurzen Bartes verdächtigt – ein Bart von nur 2–3 Zentimetern, den die Sicherheitskräfte als „religiös verdächtig“ bezeichneten. Auf seinem Telefon fanden sie religiöse Videos – genug, um schwere Misshandlungen zu beginnen.
Nach Angaben unabhängiger Quellen wurde Rahmonov brutal geschlagen, mit Elektroschocks gefoltert und psychisch unter Druck gesetzt. Er starb am 8. Oktober – nur zwei Tage nach seiner Festnahme.
Geheime Leicheneinfrierung und Beerdigung
Sein Leichnam wurde fünf Tage lang zurückgehalten. In dieser Zeit befand sich der russische Präsident Wladimir Putin zu einem Staatsbesuch in Duschanbe. Die Behörden wollten offenbar keine öffentliche Aufmerksamkeit riskieren.
Am Abend des 13. Oktober wurde der Körper heimlich übergeben, jedoch ohne dass Angehörige ihn sehen, fotografieren oder an der Beerdigung teilnehmen durften. Sicherheitsbeamte wuschen den Körper selbst, wickelten ihn in ein Leichentuch und bestatteten ihn.
Zeugen berichten, dass der Körper deutliche Spuren schwerer Misshandlungen aufwies: Knochenbrüche, Brandspuren durch Elektroschocks und massive Hämatome. Den Angehörigen wurde gedroht, nicht darüber zu sprechen.
Ein Opfer eines repressiven Systems
Rahmonov war weder politisch aktiv noch Mitglied einer religiösen Bewegung. Er war ein junger Mann, der einfach zu seiner Ehefrau nach Deutschland zurückkehren wollte. Dennoch wurde er zum Opfer einer Staatsmaschinerie, die religiöse Zeichen wie Bärte als Vorwand zur Einschüchterung und Unterdrückung nutzt.
In Tadschikistan werden sichtbare religiöse Symbole wie Bart und Hidschab seit Jahren systematisch verfolgt. Der Fall Saidazam Rahmonov reiht sich in eine Serie repressiver Maßnahmen ein, die unter der Leitung des Geheimdienstchefs Saymumin Yatimov durchgeführt werden. Wie in vielen ähnlichen Fällen wird niemand zur Rechenschaft gezogen werden.
Drohungen, Überwachung und Schweigen
Die Familie Rahmonovs steht aktuell unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden. Gegen sie werden Drohungen ausgesprochen, um Schweigen zu erzwingen.
Doch Schweigen öffnet die Tür zu weiteren Verbrechen. Millionen junger Tadschiken im In- und Ausland erkennen heute, dass das menschliche Leben im heutigen Tadschikistan keinen Wert besitzt, wenn der Staat Gewalt ausüben will.
Dieses Verbrechen ist nicht nur die Tragödie einer Familie – es ist eine Warnung an die gesamte Gesellschaft.
TajNews setzt seine Untersuchung fort.
Dies ist erst der Anfang der Aufdeckung geheimer Repressionsmethoden in Tadschikistan.
Wenn Sie Informationen zu diesem Fall oder ähnlichen Vorfällen haben, kontaktieren Sie uns anonym über WhatsApp oder unseren Telegram-Bot.
Wir stehen gegen Verbrechen – und für Wahrheit.
Zeuge eines wichtigen Ereignisses geworden?
Senden Sie uns Fotos/Videos, Fakten und Kontaktdaten – Einsendungen werden vertraulich geprüft.

