In Tadschikistan sorgt erneut eine überraschende Entlassung im Machtapparat für Aufsehen. Awaz Nazarzoda, Staatsanwalt der Region Chatlon, wurde nicht nur von seinem Posten abberufen, sondern vollständig aus den Reihen der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen.
Die offizielle Begründung lautet: „Handlungen, die die Ehre und Würde eines Mitarbeiters der Strafverfolgungsbehörden herabsetzen“.
In einer Mitteilung des Präsidialamtes vom 3. November wird zusätzlich von „Nichteinhaltung der sektoralen Rechtsvorschriften“ gesprochen. Was genau Nazarzoda getan haben soll, bleibt jedoch — wie so oft in vergleichbaren Fällen — geheim.
Was steckt dahinter?
Konkrete Details wurden nicht veröffentlicht. In den vergangenen Jahren folgten auf ähnliche Formulierungen häufig Verhaftungen wegen Korruption und Machtmissbrauchs.
Dass Nazarzoda vollständig aus dem Dienst entfernt wurde, gilt in Tadschikistan als außergewöhnlich harte Maßnahme und nährt Spekulationen über interne Konflikte oder Machtkämpfe innerhalb der Sicherheitsstrukturen.
Schneller Aufstieg — schneller Fall
Awaz Nazarzoda wurde erst im Januar 2024 zum Staatsanwalt der Region Chatlon ernannt. Seine beruflichen Stationen:
- Staatsanwalt der Autonomen Region Berg-Badachschan (GBAO)
- Staatsanwalt von Pandschakent und Chudschand
Seine Ernennung stand damals im Zusammenhang mit einer breiten Säuberungswelle, nachdem der Präsident die Sicherheitsbehörden in Chatlon wegen „Unfähigkeit und Versäumnissen“ kritisiert hatte. Nazarzoda galt als „Krisenmanager“.
Nun endet seine Karriere abrupt und mit einem schweren Reputationsschaden.
Welle von Personalveränderungen
Nazarzodas Entlassung ist Teil umfassender Umbesetzungen. Am selben Tag wurden auch die Staatsanwälte der Regionen GBAO und Sughd sowie mehrere Bezirks- und Militärstaatsanwälte ausgewechselt.
Zudem wurden der Leiter der Arbeitsagentur, zwei stellvertretende Leiter des Kommunikationsdienstes, ein stellvertretender Energieminister sowie mehrere Universitätsrektoren abgesetzt oder neu ernannt.
Diese simultanen Personalentscheidungen lassen Beobachter vermuten, dass die Regierung den zentralen Verwaltungs- und Sicherheitsapparat weiter straffen und loyale Kader installieren will.
Politischer Kontext
Während die Regierung betont, gegen Korruption vorzugehen, bleibt der Prozess oft intransparent. In einem Umfeld, in dem unabhängige Medien und zivilgesellschaftliche Aktivisten zunehmendem Druck ausgesetzt sind, interpretieren viele diese Maßnahmen weniger als Reform, sondern vielmehr als Machtkonsolidierung und Kontrolle.
Wie geht es weiter?
Es gibt zwei mögliche Szenarien:
- Ein Strafverfahren folgt → bestätigt die Vermutung eines Korruptionsfalls.
- Der Fall versandet → deutet auf interne politische Bereinigung und Machtverschiebungen hin.
In jedem Fall bleibt vieles im Dunkeln — und genau das wirft Fragen auf.
Die Entlassung von Awaz Nazarzoda zeigt die undurchsichtigen Mechanismen der Macht in Tadschikistan. Während offiziell von Disziplin und Gesetzestreue die Rede ist, spricht die Art und Weise des Vorgehens eher für interne politische Kämpfe und strenge Kontrolle über Staatsapparate.
Transparenz bleibt Mangelware — und die Öffentlichkeit muss sich mit offiziellen Floskeln begnügen.
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