Die Militärstaatsanwaltschaft Tadschikistans hat Ermittlungen zum Tod eines 25-jährigen Soldaten der Grenztruppen aufgenommen. Anwar Khidirov, der aus dem Dorf Surkhob im Bezirk Farkhor stammte, diente im Grenzposten der Region Roshan in der Autonomen Provinz Berg-Badachschan, nahe der afghanischen Grenze.
Offiziellen Angaben zufolge soll sich der Soldat am 3. April mit einem Schuss aus seinem Kalaschnikow-Sturmgewehr unter das Kinn selbst getötet haben. Seine Familie bezweifelt jedoch, dass es sich um einen eindeutigen Suizid handelt, und fordert eine unabhängige und gründliche Untersuchung.
Ein Vertreter der regionalen Sicherheitsbehörden bestätigte gegenüber Radio Ozodi, dass der Vorfall während des Wachdienstes stattfand und der Leichnam nach einer forensischen Untersuchung den Angehörigen übergeben wurde.
Der letzte Anruf – ein Abschied ohne Anzeichen?
Anwar Khidirov hatte sich im Herbst 2023 freiwillig zum Wehrdienst gemeldet. In einem Telefonat zum islamischen Fest Eid al-Fitr sagte er seinem Vater, dass bald das Ende seiner Dienstzeit naht und er bald zurückkehren werde. „Ich sagte ihm, wir werden eine Hochzeit feiern. Doch er antwortete: ‚Ich bleibe beim Militär.‘“, erinnert sich sein Vater, Nuralisho Khidirov.
Nach dem Tod des Sohnes sei die Familie lediglich ein einziges Mal telefonisch von den Ermittlungsbehörden kontaktiert worden, um nach eventuellen Vorerkrankungen des Soldaten zu fragen. Weitere Informationen blieben bislang aus.
Kein Einzelfall in der tadschikischen Armee
Todesfälle von Wehrpflichtigen in der tadschikischen Armee sind keine Seltenheit. Immer wieder berichten Familien von Misshandlungen, Unfällen oder ungeklärten Todesumständen. Auch Suizide wurden in der Vergangenheit mehrfach dokumentiert.
Laut einem Bericht des Ombudsmanns für Menschenrechte in Tadschikistan wurden im Jahr 2023 40 Todesfälle unter Soldaten registriert. In acht Fällen handelte es sich demnach um Suizide, sechs weitere Soldaten starben an Krankheiten.
Die Militärstaatsanwaltschaft der Region Kulob meldete zudem vier Todesfälle im Jahr 2024. Trotz staatlicher Versprechungen über bessere Zustände im Militär berichten Eltern weiterhin über schlechte Lebensbedingungen und Gewalterfahrungen ihrer Söhne.
Forderung nach Transparenz
Der Fall Khidirov wirft erneut ein Schlaglicht auf die Situation in der tadschikischen Armee. Menschenrechtsorganisationen und die Zivilgesellschaft fordern vollständige Transparenz, die Aufklärung aller ungeklärten Todesfälle sowie Reformen zur Verbesserung der Bedingungen in den Streitkräften.