Babak Zanjani, einer der umstrittensten Geschäftsleute Irans, ist nach einem Todesurteil wegen milliardenschwerer Veruntreuung wieder auf die wirtschaftliche Bühne zurückgekehrt. Laut Medienberichten hat Zanjani aus dem Gefängnis heraus mehrere neue Firmen gegründet und sich erneut in die Geschäftswelt eingeklinkt.
Diese Nachricht sorgt im Iran und international für Aufsehen, denn sie wirft grundlegende Fragen auf: Wie kann ein wegen massiver Wirtschaftskriminalität verurteilter Häftling, der einst zum Tode verurteilt wurde, heute wieder Unternehmen führen?
Zanjani – Schlüsselfigur im iranischen Sanktionssystem
Babak Zanjani galt während der internationalen Sanktionen gegen den Iran als einer der Hauptakteure beim verdeckten Ölverkauf. Er vermittelte geheime Ölexporte und sollte die Einnahmen an die iranische Regierung zurückführen. Doch laut Ermittlungen der Justiz verschwanden über 2 Milliarden US-Dollar, die Zanjani nicht an den Staat zurückzahlte.
2013 wurde er verhaftet, 2016 verurteilte ihn das Oberste Gericht Irans zum Tode – allerdings mit der Klausel, dass bei Rückzahlung der veruntreuten Gelder das Urteil revidiert werden könne. Zanjani zahlte offenbar einen Teil zurück, woraufhin das Todesurteil in eine langjährige Haftstrafe umgewandelt wurde.
Tadschikistan – eine Spur im Milliardenfall
Im Rahmen der Ermittlungen gaben iranische Behörden an, dass ein Teil von Zanjanis Vermögen sich in Tadschikistan befinde. 2014 baten iranische Vertreter die Regierung in Duschanbe um Unterstützung bei der Rückführung dieser Gelder.
Offizielle Details über Art und Umfang dieser Vermögenswerte wurden nie veröffentlicht, doch der Fall führte zu diplomatischer Spannung zwischen Teheran und Duschanbe. Bis heute gibt es keine bestätigten Informationen über eine Rückerstattung oder das weitere Schicksal dieser Vermögenswerte.
Geschäftsgründung aus der Haft
Bereits 2023 sorgte Zanjani mit der Ankündigung für Schlagzeilen, aus dem Gefängnis heraus einen neuen Logistikkonzern und eine Fluggesellschaft gegründet zu haben. Laut aktuellen Berichten wurden diese Unternehmen tatsächlich registriert und operieren unter dem Namen von Verwandten oder Vertrauenspersonen.
Zanjani soll so begonnen haben, seine Schulden gegenüber dem Staat schrittweise zu begleichen.
Symbol für Reform oder für Straffreiheit der Eliten?
Der Fall Babak Zanjani bleibt ein Präzedenzfall: Ein milliardenschwerer Wirtschaftsskandal, ein Todesurteil, internationale Vermögensverstrickungen – und nun eine schrittweise Rückkehr in die Geschäftswelt.
Während gewöhnliche Bürger für deutlich kleinere Vergehen lange Haftstrafen erhalten, scheint Zanjani trotz enormer Schuld wieder unternehmerische Freiheiten genießen zu können.
Die Rückkehr von Babak Zanjani in die Wirtschaft wirft die zentrale Frage auf:
Handelt es sich um eine echte Wiedergutmachung – oder zeigt der Fall einmal mehr, wie Macht und Geld selbst schwerste Urteile relativieren können?
Solange diese Fragen unbeantwortet bleiben, bleibt Zanjani ein Symbol für die Grenzen von Transparenz, Gerechtigkeit und politischem Willen im Umgang mit Korruption.